Marion war die erste Pilzschüleriin, die sich für die Trüffelsuche entschied
Marion war die erste Pilzschüleriin, die sich für die Trüffelsuche entschied

Von natürlichen Trüffelstellen hin zum kommerziellen Trüffelanbau

Von der Natur zur Kultur
Die Trüffelschule betreibt ständig weitere Trüffelforschung: Von den Fundstellen in der Natur können wir nach und nach in kleinsten Schritten immer mehr Bedingungen bzw. Erfordernisse für einen erfolgreichen Trüffelanbau ableiten. - Erste grobe Hinweise wie und ob ein Grundstück für den Anbau angepasst werden kann, lässt sich aus einer Bodenprobe (siehe Video auf youtube) und deren Analyse ableiten. 

Trüffelanbau ist Pilzwirtschaft
Bislang gab es in Deutschland keine Forschung, welcher Boden für den Anbau von Tuber aestivum (Sommer- und Burgundertrüffel) am besten geeignet ist. Das Studium der Anbauempfehlungen zunächst in den Ländern Spanien, Italien und Frankreich brachte einige Erkenntnisse und reichlich Wissen, deckte aber gleichzeitig überall diverse Schwachstellen auf: 
So fanden die Ermittlungen, Untersuchungen und Beurteilungen durchweg aus der Sicht und Erfahrung der Forst-bzw. Landwirtschaft statt. - Mit weltweit wenigen Ausnahmen durchweg nicht von erfahrenen Pilzkundlern!

Labore nicht auf Pilzwirtschaft eingestellt
Deswegen begann zunächst die Pilzschule nach den ersten paar hundert Fundstellennachweisen in freier Wildbahn zunächst  ein (landwirtschaftliches) Labor zu suchen,  in dem wir erste Bodenproben von Fundstellen von Tuber aestivum analysieren ließen.  Später beauftragten wir weitere Labore mit der Analyse von Bodenproben. Dazu kamen bald Untersuchungen und Bodenanalysen anderer Trüffelarten wie Tuber melanosporum (Perigord-Trüffel, Schwarze Trüffel) und Tuber magnatum (Weiße Trüffel, Alba-Trüffel) sowie von potentiellen Trüffelanbauflächen in Niedersachsen. Im Laufe der Zeit zeichnete sich immer deutlicher ab, dass die Untersuchungen und Feststellungen zur Bewertung von Böden für den Trüffelanbau zu erweitern und zu  verfeinern waren. Vor allem deswegen, weil sämtliche Bodenproben als „automatisches“ Laborergebnis ja nur Düngeempfehlungen für den Pflanzenanbau ergaben. - Und noch einmal: Wir betreiben Pilzanbau! Die "fressen" nun mal keine Mineralien.

pH-Wert – Bodenart - Makro- und Mikronährstoffe – Humusgehalt
Pilze im Gegensatz zu den Pflanzen ernähren sich nicht von Mineralien, sondern von toten oder lebendigen organischen Substanzen. Deswegen erschien es angebracht, anstatt sich auf Schätzungen der Laborbetreiber zu verlassen, den Humusgehalt der Böden nun genau ermitteln zu lassen. Gleichzeitig galt es den pH-Wert nach einem stets einheitlichen Verfahren auszuforschen, sowie wichtige Makro- und Mikronährstoffe und vor allem die Bodenart sorgfältig zu bestimmen. Einen Teil der Ergebnisse finden Sie hier... Alle Ergebnisse mit Bewertungen sowie >1000 Tipps und Tricks gibt es im Lehrfilm Trüffelanbau. Der Leitfaden bzw. das Handbuch für den Trüffelanbau

 

Bodenproben werden von verschiedenen Personen trotz einheitlicher Anweisung nicht immer exakt gleich genommen. Daher präsentiert die Trüffelschule hier die Ergebnisse der 100 von mir persönlich oder in meinem Beisein genommenen Bodenproben. Überraschend ist das nackte Ergebnis, weil fast die Hälfte der Bodenproben einen pH-Wert von weniger als pH 7,0 aufwiesen. – Achtung: Hier kann man voreilig völlig falsche Schlüsse ziehen und meinen, dass ein erfolgreicher Anbau von Tuber aestivum auch bei niedrigen pH-Werten möglich sei. Wie das zu interpretieren ist, erfahren Sie auf den Sonderveranstaltungen der Forschungsgruppe Hypogäen bzw. in meinem Lehrfilm über den Trüffelanbau.

Bei der Bestimmung der Bodenart geht es um die Korngrößenverteilung der Hauptbodenarten Sand, Schluff und Ton. Sind diese Bestandteile in etwa in gleichen Mengen vorhanden sprechen wir von Lehm. Nicht berücksichtigt werden bei der Probe im Labor Korngrößen oberhalb von 2 mm Durchmesser. - Für die Pilzwirtschaft ist es allerdings zusätzlich wichtig zu wissen, was an gröberem Material (z.B. Kalksteine) sich im Boden befindet oder nicht und welcher Art das Ausgangsgestein ist.

Die Bestimmung der Bodenart erfolgt im Labor durchweg mit der Fingerprobe. Also  sehr grob. Und das von Menschen. Nicht von Maschinen. Also mit einem gewissen Potenzial an Fehleinschätzung, zumal man feinerer Unterscheidung in diesem Punkt in der Forst- und Landwirtschaft keine große Bedeutung beimisst. Erschwerend kommt hinzu, dass die Definitionen der Bodenart und ihre Bezeichnung von Bundesland zu Bundesland je nach Landwirtschaftskammer unterschiedlich (!) sein können.
Wie es scheint, hält sich niemand an die Norm. Daher ist es empfehlenswert für die eigene Analysen immer dasselbe Labor mit seiner Bodenprobe zu beauftragen. Noch besser ist, sich diese Fähigkeiten selbst anzueignen. 

Mehr dazu erfahren Sie auf den Sonderveranstaltungen der Forschungsgruppe Hypogäen bzw. in meinem Lehrfilm über den Trüffelanbau.


Die Abkürzungen in der Grafik bedeuten: TL = toniger Lehm, LT = lehmiger Ton, LS = lehmiger Sand, LLS = stark lehmiger Sand, L = Lehm, TTL = stark toniger Lehm, SL = sandige Lehm.