Pilze suchen, finden und bestimmen lernen
Pilze suchen, finden und bestimmen lernen

Ausbildung und Prüfung zum Pilzsachverständigen 2.0 (****) der Deutschen Pilzschule

Prüfungsvoraussetzungen
Diese besondere Qualifikation kann nur erwerben, wer mindestens ein Jahr zuvor die öffentliche Prüfung als Pilzberater (***) der Deutschen Pilzschule erfolgreich abgelegt und öffentliche Pilzberatung/-aufklärung in seiner Region bereits aktiv praktiziert hat. Dazu gehört die regionale Beratung in Vergiftungsfällen oder Vergiftungsverdachtsfällen möglichst auch in Zusammenarbeit mit Ärzten, Krankenhäusern und Giftinformationszentren. Darauf kann im begründeten Einzelfall auch verzichtet werden. 

Insgesamt fünf Prüfungsteile

Die Prüfung zum Pilzsachverständigen 2.0 umfasst verschiedene Prüfungsteile in Theorie und Praxis. Diese finden teilweise in freier Natur, auf den verschiedenen Pilzseminaren, Einzeltreffen können aber auch zu einem gewissen Teil in „Heimarbeit“ und/oder „online“ erfolgen. Es ist anzustreben, innerhalb von zwei Jahren die folgenden fünf Prüfungsabschnitte in beliebiger Reihenfolge abzulegen:

1. Vorbereitung, Planung, Durchführung und Nachbereitung von dreistündigen Lehrwanderungen und Ganztagstouren

Die Betonung liegt hierbei auf "Lehrwanderung" nicht Pilz-Sammeltouren! Die bundesweite Praxis zeigt, dass bei der in der Bevölkerung weit verbreiteten "Gier nach Pilzen" ohne vorherige zielgerichtete Ausbildung der durchführende Pilzkundler schnell überfordert ist, statt einen vorher minutiös geplanten und damit geordneten Ablauf systematisch zu planen und schließlich durchzuführen. Daher liegt einer der Schwerpunkte der Pilzschule bei der Ausbildung zum Pilzsachverständigen 2.0 auf eine fachlich dem Teilnehmerkreis angepasste, dabei methodisch und didaktisch präzise durchdachte Planung (SOLL), Organisation und Durchführung von Pilzlehrwanderungen. Dazu gehört die Nachbereitung (IST) mit einer Abweichungsanalyse. Dazu gibt es keine gesondert ausgewiesenen Kurse, da dies in Einzelausbildung des Pilzberaters online oder parallel zu normalen Seminaren oder Tageskursen geschieht. Der gepr. Pilzberater der Pilzschule kann sich mit dieser Zielsetzung im Einzelfall als Gast frühzeitig zu den Veranstaltungen anmelden. Zu beachten ist, dass hier nur eine gernge Zahl von Plätzen zur Verfügung gestellt werden kann.  

 

2. Vorbereitung, Planung, Durchführung und Nachbereitung von Schulungsveranstaltungen

Gute Pilzkenner sind leider allzu oft schlechte Pilzlehrer. Je größer und umfangreicher der Kenntnisstand, umso weiter ist der Abstand zum Pilzschüler. Um die Freude am Lernen und die Liebe zur Natur aktiv zu fördern, gilt es, die Pilzkunde dem Kenntnisstand der Zuhörer, also allgemein verständlich, anschaulich und nachhaltig zu vermitteln. Wie in der normalen Schule: Dort startet man in der Mathematik auch nicht mit Potenz- oder Integralrechnung, sondern mit dem Kleinen Einmaleins. Die für die durchdachte Ausbildung von Pilzschülern erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten des Ausbilders, beispielsweise komplizierte Sachverhalte verstehbar darzustellen, werden auf den Wochenkursen Doppelkurs A, B und C trainiert. Modul für Modul wird hier vorgemacht, erklärt, nachgemacht und geübt. Dazu stellt die Deutsche Pilzschule dem zukünftigen Pilzsachverständigen einzelne Module als Power Point Präsentation zur Verfügung. Damit ist die erforderliche Selbstkontrolle (SOLL-IST Vergleich) und Selbstkritik möglich.  

3. Makroskopische und mikroskopische Dokumentation epigäischer Asco- und Basidiomyceten

Wer in seiner täglichen Praxis nur makroskopisch versucht Pilze zu bestimmen, kann sich leicht mal irren. Der Pilzberater ist auf praktische Pilzberatung getrimmt. Dazu muss er die wichtigsten Speisepilze kennen und diese sicher von gefährlichen Doppelgängern unterscheidenkönnen. Wissen muss er auch in welchen Pilzgruppen die wenigen lebensgefährlichen, europäischen Giftpilze zu finden sind. Im Gegensatz zum Pilzberater (***) sind Mikroskopierkenntnisse sowie der Umgang mit einem eigenen Labor-Mikroskop für Pilzsachverständige 2.0 obligatorisch. Bei Vergiftungsfällen kann eine Überprüfung von Mikromerkmalen leicht einen möglichen Irrtum aufdecken und zur richtigen Diagnose führen. Über eine normale Pilzkartierung hinaus muss ein Pilzsachverständiger in der Lage sein, ökologische, makroskopische und mikroskopische Merkmale eines Pilzfundes umfänglich zu erfassen. Dazu lernt er mit einer Checkliste der Deutschen Pilzschule diese Arbeit zu verrichten. Der praktische Teil kann in Heimarbeit, die Theorie dazu online (z.B. mittels Skype) abgewickelt werden.

4. Makroskopische und mikroskopische Dokumentation hypogäischer Asco- und Basidiomyceten

Ein Spiegel des Kenntnisstandes deutscher Pilzkundler sind Pilzbücher. Wer sich in deutschsprachiger Pilzliteratur umschaut, wird kaum mal mit den unterirdisch wachsenden Pilzen, den Trüffeln konfrontiert. 2010 wandte ich mich an Pilzfreunde mit Hund, wurde Patenonkel von Lisa in Hamburg und Beppo in Bad Harzburg. Der Onkel kaufte Trüffeln, bereitete Trainingseinheiten vor und übte fast ein dreiviertel Jahr mit den Teams. Beppo legte 3 x vor, dann zog Lisa im März 2011 nach. Da normale Pilzschüler sich nicht für die Hypogäensuche interessierten, wandte ich mich an Hundebesitzer, die mit Pilzen nun gar nichts zu tun hatten. Seit April 2011 klärt die Deutsche Pilzschule, inzwischen längst mit vielen Multiplikatoren, über Trüffeln auf. Gute Trüffelsucher haben inzwischen zwischen 50 und 80 Trüffelarten gefunden. Sehr gute Trüffelsucher haben längst die Artenzahl von 100 überschritten. Die besten konnten etwa 125 nachweisen und Spitzenleute haben mehr als 150 Arten gefunden, wobei weitere etwa 30 Arten noch nicht einmal bestimmt werden konnten. Von zukünftigen Pilzsachverständigen darf man erwarten, dass sie zumindest einen kleinen Einblick in Theorie und Praxis über die hypogäisch wachsenden Pilze haben. Wie bei der Erfassung oberirdisch wachsender Pilze muss ein Pilzsachverständiger in der Lage sein, ökologische, makroskopische und mikroskopische Merkmale von Hypogäen umfänglich zu erfassen. Dazu lernt er mit einer Checkliste der Forschungsgruppe Hypogäen (FGH) diese Kartierungsarbeit zu erledigen. Der praktische Teil kann zum Teil in Heimarbeit, an konkreten Trüffelstandorten in Zusammenarbeit mit Mitgliedern der FGH und zusätzliche Theorie online (z.B. mittels Skype) abgewickelt werden.

5. Verbreitung, Vermehrung und Wachstum der Pilze

Erst wenn man sich mit der Lebensweise, Vermehrung, Verbreitung und Wachstum der Pilze - zumindest in der Theorie - genauer auseinandergesetzt und dieses verstanden hat ist man in der Lage, natürliche Vorgänge nachzubauen. Auch wenn der Pilzsachverständige Pilzanbau gar nicht selbst betreibt, sollte er in der Lage sein, dem Ratsuchenden anschaulich zu erklären, wie man aus dem gerade gefundenen Winter-Austernseitling Pilzbrut erzeugt, damit einen Buchenstamm impft und innerhalb eines knappen Jahres seine ersten selbst gezüchteten Austernseitlinge erntet. Mit diesen Kenntnissen bereichert der Pilzsachverständige jede Lehrwanderung, nicht nur in den Wintermonaten. Manch ein ratsuchender Hausbesitzer wundert sich, warum in seinem Garten plötzlich Goldröhrlinge stehen, unter der Birke Birkenpilze oder Netzstielige Hexenröhrlinge zu finden sind und Pfifferlinge unter der Fichte wachsen. Fragt man hartnäckig nach woher die Jungbäume kommen, ist fast immer die Antwort "die habe ich mir aus dem Wald mitgenommen". Aha. Soso. Dass die Jungbäumchen bereits mit ihrem Pilzpartner mykorrhiziert waren, kommt so schnell keinem in den Sinn. Ohne den Nahrungslieferanten "Mykorrhizapilz" hätte der Baumwinzling das Babyalter gar nicht überstanden. Im Trüffelanbau nutzt man das Wissen um die gezielte Mykorrhizierung und legt Trüffelgärten oder ganze Plantagen an. Mit dem von uns gezielt ausgelösten Boom wird der Pilzsachverständige früher oder später durch seine fragenden Pilzschüler konfrontiert. Wie der Mykorrhizierungsvorgang abläuft, gehört daher zum aktuellen Wissenstand.


Anmeldung/Näheres/Abstimmung nur per Mail an info@pilzschule.de 
Kosten:
bis auf Weiteres nur Prüfungsgebühr