Altbäume säumen diesen Waldrand - hier konnten sich im Laufe der Jahrzehnte unter Rotbuchen (Fagus sylvatica) Sommertrüffeln erfolgreich ansiedeln, ausbreiten und sich bis heute gegenüber der Konkurrenz behaupten. Die Aufnahme entstand bei der ökologischen Erfassung dieser Trüffelstelle mit Bodenprobenentnahme unterstützt durch Sabine und Udo Hörnicke, zwei Angehörige der Forschungsgruppe Hypogäen. - Die British Mycological Society meldete 2005 eine Rekordernte bei Brighton von 80 kg unter einer alten Rotbuche...
Ektomykorrhiza statt Endomykorrhiza
Trüffeln sind unterirdisch fruktifizierende Großpilze, so genannte Mykorrhizapilze. Um es etwas genauer auszudrücken: Sie bilden mit dem Baumpartner eine Ekto-Mykorrhiza. Nur mit zu dieser
speziellen Mykorrhiza befähigten Baumarten als Partner ist Tuber aestivum in der Lage, Fruchtkörper zu bilden. Neuere Forschungsergebnissen zudem belegen die längst gehegte Vermutung, dass sie
gleichzeitig - aber zusätzlich - mit anderen, zur Endo-Mykorrhiza befähigten Baumarten assoziiert sein können. Deren Einfluss wiederum auf die Fruktifikation ist (noch) nicht bekannt. Bislang wurde
die Burgunder- bzw. Sommertrüffel (Tuber aestivum) europaweit nach der einschlägigen Literatur sowie diverser Publikationen bei etwa 29 (!) Baumarten nachgewiesen. Mindestens 22 Arten
davon in freier Wildbahn. Welche das bevorzugt sein können, wissen nicht nur die ausgebildeten und praxiserfahrenen Trüffelsucher, das ist essentieller
Stoff für den kommerziellen Trüffelanbauer.
Achtung: Sonst werden dem gutgläubigen Investor schon mal mit Tuber aestivum oder Tuber melanosporum mykorrhizierte Walnuss-, Oliven- oder Mandelbäume
von Baumschulen oder Händlern angedreht. Die Mykorrhizierung funktioniert. Keine Frage. Die Fruktifikation aber nicht.
Produktivität einer Trüffelanlage – abhängig von der Partnerbaumart
Darüber hinaus gibt es ein weiteres, großes Aber: Nicht bei allen ermittelten tatsächlichen Partner-Baumarten ist diese Trüffelart gleichermaßen produktiv. Hier gibt es offensichtlich gravierende
Unterschiede, die sich nicht allein mit Konkurrenzpilzen oder sonst irgendwie ökologisch erklären lassen. Obwohl wir in Deutschland in den letzten Jahren weit über 5000 neue Fundstellen allein von
Tuber aestivum von Meereshöhe bis etwa 780 m üNN bei uns wild wachsend nachweisen konnten, gab es entgegen der Erwartungen keine
± gleichmäßige Verteilung der
bekannten Mykorrhizapartner. Gesicherte, eindeutige Nachweise von Funden bei Nadelbäumen wie Tannen, Fichten und Zedern - ohne andere
ektomykorrhizafähige Laubbäume in der Nähe - stehen, nicht nur in diesem Höhenlagenbereich, noch aus.
Achtung: Der Trüffelanbauer sollte also sehr genau überlegen, ob er sich mit Tuber aestivum mykorrhizierte Nadelbäume (außer Kiefer) auf sein Grundstück
holt, oder den Pflanzplatz lieber mit dem bestückt, was uns die Natur am häufigsten vormacht.
Produktivität einer Truffiere – abhängig vom Alter der
Partnerbaumart
Zur weiteren Erfassung und Beurteilung insbesondere der Fruktifikationszeiträume von Mykorrhizapilzen ist für die noch junge Pilzwirtschaft vorläufig empfehlenswert, ähnlich wie in der
Forstwirtschaft die Baumbestände, besser Einzelbäume (EMB = Ekto-Mykorrhiza-Baum) nach dem Augen- bzw. Brusthöhendurchmesser grob in fünf Altersklassen aufzuteilen:
EMB1 = Jungbäume bis etwa 10 cm Durchmesser
EMB2 = Jugendbäume 11 bis 20 cm Stammdurchmesser
EMB3= Mittelbäume von etwa 21-35 cm Durchmesser
EMB4= Bäume von etwa 36-50 cm Durchmesser und
EMB5 = Altbäume mit einem Durchmesser von > 50 cm.
Erfahrene Pilzsammler wissen, dass Mykorrhizapilze wie Steinpilze (Boletus edulis) und Pfifferlinge
(Catharellus cibarius) schon bei sehr jungen Fichten (Picea abies), nicht aber bei jungen Buchen (Fagus
syslvatica) wachsen, es sei denn, es ist ein Altbaum in der Nähe. Bei unseren Rotbuchen fruktifizieren diese EKTO-Mykorrhizapilzarten erst ab einem Stammdurchmesser von etwa >50 cm. Birkenpilze
(Leccinum scabrum) und Rotkappen (Leccinum versipelle) fruktifizieren dagegen schon bei kaum mannshohen Birkenarten. Satansröhrling und Anhängselröhrling wiederum gedeihen nur bei Altbäumen. Wie ist
das nun bei der Sommertrüffel? Ist das bei der Perigord-Trüffel (Tuber melanosporum) gleich? Bei bestimmten Mykorrhizapartnern (z.B. Haselnuss = Corylus avellana) können wir (richtige Pflege
vorausgesetzt!) schon vier bis fünf Jahre nach Auspflanzung mit der ersten Fruktifikation rechnen. So auch bei mit Tuber melanosporum mykorrhizierter Steineiche (Quercus ilex), ausdrücklich aber
nicht bei der Stieleiche (Quercus robur). Bei anderen Baumarten wie Hainbuche (Carpinus betulus), Baumhasel (Corylus colurna) oder Flaumeiche (Quercus pubescens) erscheinen die ersten
Burgundertrüffeln ab etwa 5.,6., 7. oder 8. Jahr nach Auspflanzung. Durch unsere gezielte Forschungsarbeit gibt es erste Hinweise, dass dies auch bei Rotbuchen (Fagus sylvatica) und der
Winter-Linde (Tilia cordata) der Fall ist. Bei der Stieleiche (Quercus robur) sowie der Traubeneiche (Quercus petraea) scheint der Produktionsbeginn von Tuber aestivum deutlich später zu sein.
Man weiß andererseits von Plantagen, dass bei bestimmten Baumarten auch nach 10 oder 15 Jahren kaum eine Trüffelproduktion einsetzt, obwohl eine Brûlée deutlich auf das Vorhandensein des
Trüffelmycels hinweist.
Achtung: Die Antwort auf die grundsätzliche Frage bei welchen Baumarten bereits in der ersten Baumaltersklasse (EBM1) welche Trüffelarten
fruktifizieren, ist daher von großer Bedeutung für die Wahl und Entscheidung des Käufer. Zu berücksichtigen ist ferner, bis in welche Altersklasse hinein Fruchtkörper gebildet werden. Bei einigen
Baumarten wie Quercus ilex (Steineiche) ist bei MB3 nach Angaben französischer Trüffelbauern Schluss mit der Produktion von Tuber melanosporum. - Dagegen konnten wir vielfach besonders gute Vorkommen
wild wachsender Trüffeln der Art Tuber aestivum unter verschiedenen Altbäumen nachweisen.