Trüffelanbau ist kein "Stiefkind" der Landwirtschaft. Trüffelanbau ist ein
Teil der Pilzwirtschaft
Bislang gab es in Deutschland keine Forschung,
welche Bodenverhältnisse für den Anbau von Sommer- und Burgundertrüffel akzeptabel oder gar besonders geeignet sind. Das Studium der unzureichenden Anbauempfehlungen in den traditionellen
Trüffelländern Ländern wie Spanien, Italien und Frankreich brachte zwar einige Erkenntnisse deckte aber gleichzeitig überall diverse Schwachstellen
auf:
So fanden die Ermittlungen, Untersuchungen und Beurteilungen durchweg aus der Sicht und Erfahrung der Forst-bzw. Landwirtschaft statt. - Mit weltweit wenigen Ausnahmen durchweg nicht von erfahrenen
Pilzkundlern!
Labore nicht auf Pilzwirtschaft eingestellt
Deswegen begann zunächst die Pilzschule und später die Trüffelschule nach den ersten paar hundert Fundstellennachweisen in freier Wildbahn zunächst ein (landwirtschaftliches) Labor zu suchen, in
dem wir erste Bodenproben von Fundstellen von Tuber aestivum analysieren ließen. Nach mehr als 2.000 Fundstellen allein in Niedersachsen beauftragten wir weitere Labore mit der Analyse von
Bodenproben. Zusätzlich erfolgten Analysen der Trüffeln selbst, um die wichtigsten Elemente zu ermitteln. Bald kamen Untersuchungen und Bodenanalysen anderer Trüffelarten wie Tuber melanosporum
(Perigord-Trüffel, Schwarze Trüffel) und Tuber magnatum (Weiße Trüffel, Alba-Trüffel) sowie von potentiellen Trüffelanbauflächen in Niedersachsen dazu. Im Laufe der Zeit zeichnete sich immer
deutlicher ab, dass die Untersuchungen und Feststellungen zur Bewertung von Böden für den Trüffelanbau zu erweitern und zu verfeinern waren. Vor allem deswegen, weil sämtliche Bodenproben als
„automatisches“ Laborergebnis ja nur Düngeempfehlungen für den Pflanzenanbau ergaben.
Inzwischen wurden Untersuchungen zur Burgundertüffel durch ein internationales Team ausgeweitet. Erste Ergebnisse publizierten Dr. Matthias Rossbach und Dr. Christan Stieghorst. Siehe Bericht auf der Seite der Technischen Universität München. Lesen Sie außerdem auch einen Bericht im Münchener Merkur - Weitere Untersuchungsergebnisse erwarten wir etwa Ende 2021.
Makro- und Mikronährstoffe – Humusgehalt
Pilze im Gegensatz zu Pflanzen ernähren sich nicht von Mineralien, sondern von toter oder lebender organischer Substanz. Deswegen erschien es angebracht, anstatt sich auf die verbreiteten Schätzungen
der Laborbetreiber zu verlassen, den Humusgehalt der Böden genauer zu ermitteln. Gleichzeitig galt es den pH-Wert nach einem stets einheitlichen Verfahren (Messung in CaCl2 ) auszuforschen, sowie wichtige Makro- und Mikronährstoffe und die Bodenart sorgfältig zu bestimmen.
Einen Teil der Ergebnisse finden Sie hier.
Pilze ernähren sich von totem organischem Material: Humus. Um die im Boden enthaltene Nahrungmenge
für Pilze quantitativ zu ermitteln, sind die Werte von Kohlenstoff aus organischem Material (Corg) sowie der Gesamtstickstoff (gesN) festzustellen. – Was hier zu tun ist, um für
den Trüffelanbau nutzbare Flächen derzeitig mit ausreichendem Humusgehalt zu versehen ist eine Sache. Die verwendete Humusqualität bzw. Zusammensetzung, sowie der zukünftige Humusgehalt dagegen, eine völlig andere.
Was, wann wie zu tun ist, erfolgt nach Beurteilung der ökologischen Feststellungen zum Eintrag von organischen Substanzen an Trüffelstellen. Wie das genau zu verstehen, wie das zu interpretieren
ist, erfahren Sie auf den Sonderveranstaltungen der Forschungsgruppe Hypogäen bzw. in meinem Lehrfilm über den Trüffelanbau.
Die Grafik zeigt die vom Trüffelpapst persönlich beprobten 100 Trüffelstellen mit dem jeweiligen Humusanteil in Prozent.
Bodenkundliches Gutachten
in dieser grafischen Übersicht sind von insgesamt 200 Tuber aestivum Fundstellen aus Deutschland die (bereinigten) Daten inkl. der (für Pflanzen) wichtigsten Makro- und Mikronährstoffe zusammengefasst und als Orientierung und Empfehlung für den Trüffelanbau dargestellt. Das - zusammen mit der Bodenart - ermöglicht dem derzeitigen und zukünftigen Trüffelanbauer - nach Bodenanalyse durch ein Labor eigener Wahl - die ermittelten Daten selbst zu übertragen, zu vergleichen und zu beurteilen. Was bei Abweichungen zu tun ist, erfahren Sie auf den Sonderveranstaltungen der Forschungsgruppe Hypogäen bzw. in meinem Lehrfilm über den Trüffelanbau, sowie den ausgebildeten und zertifizierten Trüffelanbauberatern und Trüffelsachverständigen der Trüffelschule.