Dr. Rolf Hinz (Geologe) - ein Außenseiter macht es den Experten vor
Gerhard Groß – und sonst fast niemand in
Deutschland kümmerte sich um die Hypogäen in der Nachkriegszeit
Mit der viel versprechenden Überschrift „Die Sommertrüffel und ihre Verwandten im mittleren Europa“ erscheinen 1975 in der Zeitschrift für Pilzkunde
zwei Artikel von Gerhard Groß. Er weist darin u.a. auf seine Publikation von 1969 hin, wo er bereits über die Hypogäensuche (Trüffelsuche) berichtete, aber bis zu diesem Zeitpunkt noch keine
Speisetrüffel (Sommer- oder Burgundertrüffel) fand. Während er 1975 im letzten Aufsatz sich mehr mit Fundergebnissen der Gattung Tuber und der Bestimmungsproblematik von Hypogäen
auseinandersetzt, beschreibt er im ersten Artikel die sehr mühsame und zeitaufwändige Trüffelsuche ohne Hund, sowie die Beschaffenheit von sechs
Truffiéren im Bliesgau (Toscana des Saarlandes), aber auch die Zubereitung und Haltbarmachung von
Trüffeln.
Er schlussfolgert aufgrund seiner Beobachtungen: „Man darf behaupten: wo es in Mitteleuropa Laubwälder auf Kalkböden gibt leben auch Speisetrüffeln. Das gilt für die Jura-, Muschel- und
Devon-Kalkgebiete, für den Keuper, für die kalkhaltigen Moränen der Voralpen usw. Wo man Kalk-Röhrlinge wie Boletus satanas oder Boletus radicans usw. findet, dort sind auch
die Sommertrüffel nicht weit.“ Am Schluss seiner Feststellungen ermuntert er die Leser anhand seiner Informationen selbst auf die Trüffelsuche zu gehen.
Anmerkung: Diesen Appell in der Fachzeitschrift scheint in der Pilzexpertenwelt niemand gelesen, geschweige denn so richtig verstanden oder gar umgesetzt zu haben. Oder ist das noch viel anders? Ja. Ich persönlich habe im Laufe von etwa 40 Jahren tausende von Pilzsammlern und Pilzexperten befragt. Niemand interessierte sich in Deutschland für die gezielte Hypogäensuche. Außer Marion Höfert und sehr viel später dann Günther Schier. Sei es drum - mit den ökologischen Angaben und taktischen Hinweisen von Groß, kann der gewitzte und erfahrene Pilzfinder durchaus potenzielle Fundstellen in seiner Region gezielt entdecken. Im abgebildete Beiheft findet der erfolgreiche Trüffelsucher neben einem brauchbareb Bestimmungsschlüssel nicht nur viele hypogäische Gastromyceten, sondern auch Hinwseise zur Technik der Trüffelsuche ohne Hund. Auf der Homepage der DGfM steht das Heft zum Download zur Verfügung.
Kein Insider. Kein Pilzkundler – ein Geologe macht es den Experten vor
"Zunächst begegnete mir nur die Arroganz der Experten, als ich meine ersten Funde bestimmt haben wollte. Es dauert Jahre, bis man meine Sucharbeit
anerkannte, mich dann aber drängte zu publizieren. Aber alles habe ich denen nicht gegeben" erinnerte sich etwas verbittert Rolf Albert Hintz bei einem Besuch im Januar 2013 durch die Trüffelschule auf seinem Landsitz (Trüffelplantage) im Perigord. - Ab Anfang der
1980er Jahre wandte er sich den unterirdisch wachsenden Fruchtkörpern in Mainfranken/Bayern zu und veröffentlicht Aufzeichnungen zu seinen Hypogäenfunden aus den Jahren 1980-1989
(´83, ´84, `85 und `87) in der Zeitschrift für Mykologie. Am Anfang seiner Forschungsarbeit bzw. Publikationsreihe stellt er fest: „Da das Finden der Hypogäen schwierig ist, ist über ihre
Verbreitung noch wenig bekannt.“
Wir konnten tiefen Einblick nehmen in sein Wirken. Besonders auffällig ist seine systematische, planvolle und zielgerichtete Arbeitsweise. So plante er, fast militärisch, seine Erkundungstouren
schon am Schreibtisch mithilfe topografischer und geologischer Karten, sowie Luftaufnahmen. (Anmerkung: Die standen in der Zeit des Kalten Krieges nur Geheimnisträgern zur Verfügung) Obwohl er stets
nur mit einer kleinen Hacke, bzw. Harke - also ohne Hund - unterwegs war, berichtete er von gut 90 (!) Arten in sechs Jahren. Im Gegensatz zu Gerhard Groß setzte er sich nicht so sehr mit
der Bestimmung der Arten auseinander, sondern verschrieb sich als Geologe mehr der Erforschung der Lebensräume und dem gezielten Finden der Hypogäen in fremden Gebieten.
Am Beispiel des Gebiets Mainfranken stellt er anschaulich dar, wie „Geologie, Morphologie und Bodenentwicklung unter besonders günstigen Bedingungen zu einem
ungewöhnlich reichhaltigen Vorkommen von Hypogäen führen können.“ Schließlich kommt er zum Abschluss seiner inländischen, mehrjährigen Forschungsarbeit „zu der
Überzeugung, dass an geeigneten Standorten Hypogäen wahrscheinlich nicht seltener sind als Epigäen.“
R. A. Hintz verließ etwa 1991/2 das Fundgebiet, um sich mit diesem enormen Erfahrungsschatz der Kultur von Tuber melanosporum in Südwestfrankreich zu befassen.