Von den ersten Trüffeljägern in Deutschland bis zur Neuzeit
Erste Trüffeljäger vom Teutoburger Wald bis
Schwarzwald
Die Südeuropäer, namentlich die Italiener, Franzosen und Spanier legten schon von jeher viel mehr Wert auf seltene und ausgesuchte
Leckereien. Bei ihnen ist die methodische Suche nach Trüffeln schon früh bekannt. So ist es nicht verwunderlich, dass ein „Gastarbeiter“ wie etwa der Italiener Bernhard Barnino um 1650 eine
Trüffelsuchlizenz vom Fürstentum Halberstadt erhielt. Um 1727 begann der Italiener Fenoglio im Osnabrücker Hügelland (Creydt 1988) erfolgreich nach Trüffeln zu suchen. Ein Franzose erhielt im
Badischen um etwa 1750 ebenfalls eine Erlaubnis, nutze diese aber anders: Er lehrte wie, wann und wo man die edlen Knollen findet. In seinem 1812 erschienenen Aufsatz „Anleitung zur Trüffeljagd“
ergänzt Fischer ( Bild links): „Auch an anderen Höfen waren es Italiener, Piemonter, Savoyer und Franzosen, die die Suche mit Hund bekannt machten.“
Kommentar: Damit wurden vor rund 200 Jahren Kenntnisse und Fähigkeiten von Gastarbeitern vermittelt, die dann in Deutschland nach dem ersten Weltkrieg
nach und nach in Vergessenheit gerieten. Die Trüffelschule erforscht seit März 2011 die tatsächlichen, heutigen Verhältnisse. Wir klären weltweit darüber auf und
publizieren wichtige Ergebnisse auf dieser Homepage
Erste Anbauversuche in
Deutschland
Zunehmend regten sich im ausgehenden 18. Jahrhundert in Deutschland zukunftsorientierte Köpfe und versuchten der Natur
die Geheimnisse zum erfolgreichen Trüffelanbau zu entlocken. Noch im 19. Jahrhundert glaubte man fest daran, dass diese Pilze saprobiontisch oder vielleicht parasitisch leben. So beschreibt
Bornholz (Bild links) in seinem 1825 erschienenen Werk „Der Trüffelanbau“ mit scheinbar unerschütterlichem Glauben (oder gewiefter Schlitzohrigkeit?) ein Verfahren, das
dem einer Anlage zur Champignonzucht alle Ehre machen würde. Er beklagte: „Deutsche Trüffeln überlässt man den Würmern zur Nahrung und den Schweinen zur
Mast. Man labt sich derweil an teurer Importware, welche der tätige Franzose oder Italiener als Handelsware ins Ausland bringt.“
Kommentar: Das gilt noch heute. Aber das wollen wir ändern.
Erste Trüffelbücher in der Geschichte
Nach dem Erscheinen der grundlegenden Werke über europäische Hypogäen (im allgemeinen Sprachgebrauch „Trüffeln“) zunächst
von Vittadini (1831) in Italien und einige Jahre später von den Gebrüdern Luis René und Charles Tulasne 1851 in Frankreich, dauerte es fast noch ein halbes
Jahrhundert, bis auch in Deutschland zwischen 1891-1894 durch Rudolph Hesse (Bild links) ein erstes deutsches Werk in zwei Bänden über die unterirdisch wachsenden „Trüffeln und
der diesen verwandten Organismen“ erschien.
Kommentar: Das Studium dieser beiden Bände sei jedem Trüffelsucher, Trüffelbestimmer und Trüffelanbauer ans Herz gelegt. Enthält dieses Werk doch
Informationen, die heute noch Gültigkeit besitzen. Wie die beiden vorstehenden, aber auch nachfolgende Werke, sind diese Publikationen auf den Sonderveranstaltungen der FGH
erhältlich.
Erste Beschreibung der Mykorrhiza
Ein halbes Jahrzehnt davor hatte Albert B. Frank (Bild links) in Berlin die revolutionäre Entdeckung gemacht (und dies im Jahr 1885 publiziert), dass Trüffeln mit bestimmten Bäumen über die Wurzelspitzen zum gegenseitigen Stoffaustausch und damit zum beiderseitigem Nutzen miteinander verbunden sind.
Für diese symbiotische Lebensweise schuf er den Begriff Mykorrhiza.. Bis sich diese neue Erkenntnis verbreitete und den allgegenwärtigen Aberglauben verdrängte, sollten aber noch Jahrzehnte ins Land gehen. Chatin hatte schon zuvor seine scharfsinnigen, diesbezüglichen Beobachtungen und Einschätzungen publiziert, dass „eine bestimmte Trüffelart an ein bestimmtes
Holzgewächs absolut gebunden sei.“
Kommentar: Auf dieser Entdeckung basiert heutzutage der kommerzielle Trüffelanbau.
Erste erfolgreich Anbauversuche
Glück – oder das Ergebnis scharfer Beobachtungen?
Es gab auch andere in dieser Zeit die erste Erfolge hatten. Am bekanntesten von allen wurde Joseph Talon. Er pflanzte um 1810 auf vermeintlich wertlosem, steinigen Ackerland in Saint-Saturnin-d'Apt in der Provence (Vaucluse)
junge Eichen an und erntete dort einige Jahre später Trüffeln. Von den vielen Ideen und Vorstellungen seiner Zeit zur Trüffelzucht hatte er zwei gleichzeitig ausprobiert und damit einen
Volltreffer gelandet. Beflügelt vom Erfolg, kaufte er in den Folgejahren immer mehr Land dazu und bepflanzte alles nach seinem Konzept. Sein Erfolgsgeheimnis allerdings lüftete er
erst 1855 kurz vor seinem Tode, indem er sich seinem Pariser Großhändler Rousseau anvertraute. Dieser veröffentlichte die Anleitung. In der Folge
boomte die Trüffelproduktion. So berichtete man von Rekordjahren in Frankreich wie 1868 mit 1.500 t und 1890 gar mit 2.000 t. Um 1890 waren in Frankreich 75000 ha (!)
mit Trüffelbäumen bepflanzt.
Erste Aufklärungsaktionen im 19. Jahrhundert
Die treibende Kraft – auf dem Weg zur Trüffelexportnation!
Schon 1880 vertritt Ascherson bei seinen Vorträgen (Bild
links, Prozokoll) vor dem Botanischen Verein Brandenburg die Meinung, dass „die Verbreitung der Speisetrüffel in Deutschland noch nicht genügend bekannt ist“. Er führt dazu die ihm bekannt
gewordenen natürlichen Vorkommen in Nordostdeutschland an. Dazu gehören Fundorte im heutigen Thüringen, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Brandenburg und Sachsen. Später (1882) klärt er auch
über ihm außerdem bekannt gewordene Fundstellen in Hessen auf. Die von ihm befragten Trüffelsammler gaben bis zu 100kg in einzelnen Jahren als „gutes“ Ergebnis an. In anderen
Regionen galten schon 50kg pro Jahr und Trüffelsucher als gutes Ergebnis. In diesem Zusammenhang zitiert er das aus der Provinz Hannover stammende Reichstagsmitglied Roemer. Dieser gibt an: „Von hier (Hildesheim) aus versendet die Post alljährlich große Mengen an Trüffeln. Auch Eberholzen sei ein wichtiger
Umschlagplatz.“ Er stellt aber auch fest, dass immer wieder Trüffelgebiete zerstört werden, indem Laubholzwälder zu Acker gemacht würden.
Kommentar: Pauschal kann man sagen, dass die den Waldbereichen vorgelagerten Äcker und Flächen für den Trüffelanbau geeignet sind.
Erste Beschreibung der Trüffelfinder und
Vermarktung
Langsam verbreitete sich das geheime Wissen, wie man Fundstellen ausfindig macht und gezielt Trüffeln findet.Waldarbeiter wurden so zu
„Trüffeljägern“. Das Wissen wurde vermutlich ausschließlich innerhalb der Familien und dort nur an Männer “vererbt”. Nicht nur entfernte Hotels, Geistliche, Adel und Hochadel im In-
und Ausland waren die Abnehmer, die meisten Trüffeln wurden allem Anschein nach überall gleich in der Region verbraucht: Restaurants, Gasthäuser, Wurstfabriken (Trüffelleberwurst) und
Schlachtereien waren wichtige Abnehmer vor Ort. Fortan entwickelte sich bis zum Ersten Weltkrieg Deutschland neben Frankreich und Italien zum Trüffelexportland. Wo aber ist das
Wissen geblieben? Die Namen der Trüffeljäger jedenfalls findet man heute auf den Gedenktafeln von Gefallenen beider Weltkriege auf den Friedhöfen der damaligen Trüffelhochburgen wie in Everode im
Leinebergland. Sie nahmen die Geheimnisse über ihre Fundstellen und Fundtechniken, sowie Hundeausbildung mit ins Soldatengrab. - Immerhin weist das Wareneingangs- und Ausgangbuch eines einzigen
Trüffelgroßhändlers (Möhle) aus dem Leinebergland einen Umsatz von mehr als 1(einer!) Tonne Trüffeln pro Jahr aus.
Ellen Lehmsiek (Bild) ist eine Zeitzeugin die als junges Mädchen in den 1930er Jahren mit dem einen Opa um Einbeck und dem anderen Opa um Dassel auf
Trüffelsuche ging, Wir interviewten sie in 2011. Sie kommt noch in einer Videoaufnahme zu Wort.
Und wie ging es im Dritten Reich weiter?
In dem Buch „Trüffeln - die heimischen Exoten“ von Jean-Marie Dumaine schreibt der Trüffelhistoriker Dr. R. Rittersma im Kapitel „Die
verspätete Trüffelnation“: „In den dreißiger Jahren scheint sich dann ein ziemlich abrupter Abschwung vollzogen zu haben. Die Zeugnisse werden viel spärlicher, und die wenigen Unterlagen, die
es aus dieser Periode gibt, deuten auf eine eher trüffelfeindliche Ernährungspolitik von Seiten der Nazis hin. Verschiedene schriftliche Mitteilungen des Reichsgesundheitsamts in Berlin nach 1935
lassen darauf schließen, dass diese Behörde die Herstellung einer so genannten deutschen Trüffelersatzkonserve verbot und die Produktbezeichnung „deutsche Trüffeln“ ablehnte. Von der Haltung die
während des dritten Reiches vorherrschte, ist der Umgang mit Trüffeln hierzulande auch heute noch geprägt. Obwohl die Trüffel sich wirtschaftlich zu einer lukrativen Ressource hätte entwickeln
können, wurde das Land in der Nachkriegszeit nie mehr zu der Trüffelnation, die es in der Vor- und Zwischenkriegszeit unbestreitbar war. Stattdessen schütze man sich selbst, indem man die
Trüffel unter Naturschutz stellte.“ Soweit Dr. Rengenier C. Rittersma