Wenn wir Trüffelweltmeister werden wollen, brauchen wir in Deutschland sehr viele Leistungsträger – und Vorbilder: Das sind Frauen und Männer die neben ihrem Beruf
oder gar hauptberuflich über die Welt der Trüffeln fundiert aufklären: In den Schulen, auf Märkten, auf besonderen Events, auf pilzkundlichen Veranstaltungen, auf Ausstellungen, über die Presse oder
mittels TV-Beiträge und dabei aktuelles Wissen, nicht aber Glauben verbreiten.
Das sind Frauen wie beispielsweise Andrea, Anja oder Larissa und Männer aus allen Bevölkerungsschichten und Berufsgruppen, die mit Leidenschaft Neugier und Interesse für die Geschehnisse in der Natur
wecken und Motivation bei ihren Schülern und Zuhörern schüren. Das sind aber auch Mitstreiter, die Zivilcourage zeigen und sich gegen willkürliche Gesetzgebung wehren.
Dann, wenn durch besonders herausragende und beispielhafte Leistungen vollzogen in eigener Regie für die Allgemeinheit ein besonderer Nutzen erkennbar ist, wird das durch eine angemessene Auszeichnung der Trüffelschule gewürdigt. Dabei wird dieses Ehrenabzeichen von der FGH verliehen.
Weltrekordtrüffel 1,511 kg
Sieben Jahre vor meinem ersten Besuch im Juli 2014 hatte Stuart (etwa eine Autostunde von Melbourne/Australien entfernt) seine Plantage mit 500 Bäumen angelegt. Die
ersten Trüffeln wies er bereits im 4. Jahr nach. Auffällig an ihm war, dass er weitaus mehr fachliche und tiefer gehende Fragen hatte als alle anderen Interviewpartner zuvor. Seine Trüffeln verkaufte
er in der näheren Umgebung an die Gastronomie. Dazu beließ er zunächst die von seinem Hund angezeigten Trüffeln solange im Boden, bis diese tatsächlich reif waren. Derart qualitätsbewusst habe
ich in der gesamten Branche nie wieder einen Trüffelanbauer angetroffen.
Sein Traum war in den internationalen Direktvertrieb einzusteigen und bessere Verkaufspreise zu erzielen. Diesen Mann musste ich einfach unterstützen.
Also erklärte ich ihm Schritt für Schritt wie er eine Rekordtrüffel züchten kann, um damit gezielt in den Focus der Weltpresse zu gelangen. Stuart hörte nicht nur in allen Phasen sehr genau zu,
sondern setzte das tatsächlich auch Schritt für Schritt in die Tat um. Zwei Jahre später hatte er das Ziel erreicht: Die Meldung über seine Rekordtrüffel mit 1,511 kg ging gleich mehrfach um den gesamten Erdball. Mit
den durch diese Anweisungen erworbenen praktischen Erfahrungen konnte im Jahr 2017 die Produktivität seiner Trüffelanlage bereits auf 200 kg/ha steigern, erläuterte er mir bei meinem zweiten Besuch
im Juli 2018. Für das laufende Jahr peilte er die 300 kg Grenze an. – Von seinen Erfahrungen und Erkenntnissen profitieren nun auch deutsche Trüffelanbauer, denn diese habe ich im Lehrfilm Trüffelanbau beschrieben.
Nach "Grundkurs I - Trüffelsuche mit Hund " fand Thomas Wittich aus Belm unter Anleitung und Führung auf Grundkurs II (Bild links) zum Jahreswechsel 2012/2013 die
ersten vier wild wachsenden Trüffeln. Trotz fleißigem Training dauerte es noch acht Monate, bis er endlich die lang ersehnte erste Trüffel an einer selbst gewählten Stelle im Teuto fand. Vom August
2013 bis zum Jahresende 2013 hin wies er dann mit vorbildlichem Einsatz und systematischer Vorgehensweise in 100 Tagen
rund 200 Trüffelstellen im Teutoburger Wald nach.
Damit war er Ende des jahres 2013 einer von insgesamt 11 ausgebildeten Trüffelsuchern in Deutschland, die anzahlmäßig ähnliche Leistungen bewältigten.
Was mit dem Wissen anfangen? In 2014 wurde mit Trüffelfreunden ein Waldbereich angepachtet, um mittels Langzeitmonitoring die Produktivität einer genau
definierten Trüffelstelle von exakt 100 m² zu ermitteln, aber auch, um dort Versuche zum Pilzanbau zu unternehmen. Zusätzlich erfasst er seitdem dort Klimadaten wie Temperatur und Niederschläge sowie
Daten zur Pilzsoziologie, Ökologie und zum Boden. Bei durchschnittlich 30 Kontrollgängen pro Jahr ermittelte er Jahr für Jahr eine Fülle von Daten, die für den Trüffelanbau benötigt werden. Für
diese außergewöhnliche Leistung – der Bereich liegt etwa 40 km von seinem Zuhause weg - wurde er von der Trüffelschule als erster mit dem gestickten Ehrenabzeichen der FGH
ausgezeichnet.
Außergewöhnliche Pilzfinderqualitäten bewies Andrea Männle aus der Nähe von Duderstadt schon auf der gezielten Suche nach Morcheln, so dass sie bereits durch Aufnahme in die Morchelbundesliga von
der mobilen Pilzschule öffentlich ausgezeichnet wurde.
Sie glänzte dann auf einem Kurs über Trüffeln in 2011 durch ihr aktives Umsetzungsvermögen, indem sie ohne Hund gleich mehrere Arten nachwies. Daher war es nur folgerichtig, als sie die ersten
Trüffeln aus dem fahrenden Auto ausmachte und selbst mit der Nase ganz nah am Boden Sommertrüffeln aufspürte. Zusammen mit ihrem Freund Uli legte sie einen Trüffelgarten in Thüringen an und
installierte gleich ein komplettes Bewässerungssystem zur kontrollierten Produktionssteuerung. Von der Grundstücksauswahl und dessen Beurteilung, Mykorrhizierung von Bäumen aus Setzlingen und
Wurzelware, Pflanzplanerstellung und dessen Umsetzung: Dass sie diese Thematik voll verstanden, mehr noch: verinnerlicht hat, bewies sie auf einer Forschungsreise durch Italien. Mit unglaublicher
Auffassungsgabe und rasanter Lernfähigkeit frischte sie ihre italienischen Sprachkenntnisse auf und interviewte selbständig unsere Gesprächspartner mit ihren eigenen Fragen von A-Z und
übersetzte dann für uns. - Damit hat sie für die Gemeinschaft einen wertvollen Beitrag geleistet, was zur öffentlichen Auszeichnung durch die Trüffelschule im Rahmen einer
Sonderveranstaltung in Bohmte führte.
Sabine
Hörnicke aus der Nähe von Köln ist die erste Frau in Deutschland, die umfangreiche Fähigkeiten und Kenntnisse im Rahmen einer öffentlichen Prüfung bei der Pilzschule über Hypogäen
nachwies. Mit diesem fundierten Hintergrund optimierte und festigte sie ihr vorhandenes Wissen über den Trüffelhandel. Sie stellt darüber hinaus ihre Erfahrungen und Einsichten auf Trüffelevents
und Einführungskursen zur Trüffelsuche in (fast) ganz Deutschland professionell zur Verfügung. Insbesondere hat
sie sich der gezielten Öffentlichkeitsarbeit verschrieben und bereits über verschiedene TV-Auftritte in diversen
Bundesländern das Interesse an Trüffeln, Trüffelsuche und Trüffelanbau verstärkt. Dieser Einsatz nutzt allen, die sich für den Trüffelanbau interessieren. In Schleswig-Holstein unterstütze sie aktiv
und gekonnt die Stadt Lübeck (Bericht) bei den Bemühungen, Trüffelanbau neben der traditionellen Landwirtschaft auch im hohen Norden zu etablieren.
Schließlich setzte sie einen Meilenstein in der deutschen Pilzkartierung, indem sie gemeinsam mit Dr. Lothar Krieglsteiner im Nationalpark Eifel
erstmals durch professionelle und sehr erfolgreiche Hypogäensuche auf sich und die Tätigkeit der FGH aufmerksam machte. Die Ehrung für diese herausragenden
Leistungen in der Öffentlichkeitsarbeit fand während einer Forschungsreise in der Provence in Frankreich in Carpentras statt. Punktgenau zum Jahreswechsel.
Sehr schnell bewies Mario Gohmert sein Pilzfindertalent, als er auf einem Seminar der Pilzschule erfuhr, dass der Kupferrote Gelbfuß ein Zeigerpilz für Wurzeltrüffeln ist. Mit Taschenlampe bewaffnet prüfte er noch am selben Abend ein ihm bekanntes Vorkommen in der Nähe seines Wohnortes. Die Freude war riesig, als er nach kurzer Zeit die ersten Wurzeltrüffeln fand. So präsentierte er am nächsten Morgen den staunenden Kursteilnehmern die Funde. Nach Prüfungen zum Pilzberater und Pilzsachverständigen setzte er seinen Wunsch um, sein Pilzwissen in Berlin/Brandenburg weiter zu geben und sich dem Trüffelanbau im eigenen Garten zu widmen. Mit seinem zweiten Hund Charly, einem jungen Lagottorüden stellte sich schnell der ersehnte Sucherfolg ein. Erfolg macht aber erst dann richtig Spaß, wenn man ihn mit anderen teilt. So wurden die vielen unterirdischen Schätze sorgfältig registriert, dokumentiert, mikroskopiert, kartiert und schließlich in Alkohol für die Ewigkeit archiviert. Die Exponate ruhen aber nicht irgendwo im Keller eines Museums, sondern werden auf Veranstaltungen der interessierten Öffentlichkeit präsentiert. Rundfunk, Zeitungen und TV-Sender berichteten über seine Erfolge. So dauerte es nicht lange auf Einladung vor dem Landesverband der Berliner und Brandenburger Pilzsachverständigen mehrere Vorträge über das Vorkommen von Hypogäen zu halten. Mit diesem vorbildlichen Tun und beispielhaften Verhalten hat er für die Forschungsgruppe einen wertvollen Beitrag geleistet. Das führte zur öffentlichen Auszeichnung durch die Trüffelschule im Rahmen einer Weiterbildungsveranstaltung zur Hypogäensuche mit Teilnehmern aus vier Bundesländern in Lanke bei Berlin.
Die Leidenschaft für Speisepilze begleitet Anja Kolbe-Nelde seit der Kindheit, bis sie sich für eine mehrjährige Ausbildung bei der mobilen Pilzschule entschied und 2015 ihre Prüfung zur Pilzberaterin mit Auszeichnung ablegte. Getrieben von ihrer Leidenschaft bewies sie schon während der Ausbildung ihr Talent, gezielt vorgegebene Pilzarten in völlig fremder Umgebung zu finden. Sie erfuhr alsbald eine besondere Auszeichnung durch Beförderung in die "Morchelbundesliga". Ihr Können krönte sie mit Funden der Sommer- und Burgundertrüffeln ohne Hund nur nach ökologischen Angaben. Auch nur mit den Füßen! Zusätzlich absolvierte sie noch eine Prüfung zur Pilzsachverständigen beim Landesverband der Pilzsachverständigen Sachsen-Anhalt. Mit der zunächst nebenberuflichen Gründung einer Pilzfarm kam sie ihrem Wunsch näher, ihr Hobby zum Beruf zu machen. Inzwischen hat sie den krisensicheren Job bei der Bank an den Nagel gehangen und betreibt ihre Trüffelpilzschule in Schönewerda hauptberuflich. Nach Gewährung anderer Fördermittel wurde sie 2019 von Beratern der Thüringer Aufbaubank auf eine besondere, zu ihrem Vorhaben passende Fördermaßnahme aufmerksam gemacht. Um finanzielle Unterstützung vom Freistaat Thüringen und der Europäischen Union zu erhalten, musste sie verschiedene Kooperationspartner finden und diese für das Forschungsvorhaben gewinnen und einbinden. Schwierigster Teil war die Erfordernisse der LFE-Richtlinie zu lesen, zu verstehen und nach und nach in einer Projektskizze mit unendlich vielen Anlagen zu Papier zu bringen. Nach Einreichung der Unterlagen Ende Januar 2020 befand ein Gutachterausschuss das Vorhaben für grundsätzlich förderfähig. Dazu mussten einige Änderungen vorgenommen, weitere Erklärungen abgegeben und Unterlagen eingereicht und Anpassungen vorgenommen werden. Nach Beseitigung verschiedener, nacheinander auftauchender Probleme nun auch mit aktiver Hilfe der FGH wurde schließlich der vorzeitige Maßnahmenbeginn zum 01. Juni 2021 und wenig später das Vorhaben definitiv bewilligt. Im Kern geht es bei dem Projekt darum, der Natur weitere Geheimnisse von Trüffelstandorten zu entlocken, um mit diesen Erkenntnissen die Produktivität von Trüffelanlagen weiter zu verbessern.
Die Ehrung durch die Deutsche Trüffelschule für diese herausragende Leistung im Rahmen der Trüffelforschung fand zur Auftaktveranstaltung der Kooperationspartner in Schönewerda statt.
Jens von Wantoch, genannt der „Trüffelbaron“ erhielt im August 2023 - wie bislang nur wenige zuvor - eine Auszeichnung der besonderen Art von der Trüffelschule während einer Fortbildungsveranstaltung in Delligsen. Vor inzwischen mehr als zehn Jahren startete Jens mit seiner Dackelhündin Biene in die aktive Trüffelszene, legte in Vahlberg bei Wolfenbüttel eine kleine Trüffelplantage an, um wenig später von der Naturschutzbehörde ausgebremst zu werden. Das hat ihn aber nicht entmutigt. Im Gegenteil. Unzählige Kurse in verschiedenen Bundesländern vor allem auch zu den oberirdisch wachsenden Pilzen folgten. Vielen Seminarteilnehmern ist er allerdings nicht nur als Pilzschüler, sondern als selbstlos „helfende Hand“ im Hintergrund bekannt, aber auch als tatkräftig mit zupackendem Assistenten bei den zahlreichen Lehrgängen und Weiterbildungsveranstaltungen zum Trüffelanbau. Uneigennützig und bereitwillig bot er stets nicht nur den Mitgliedern der FGH seine Hilfe und Unterstützung an, nahm sich der Einsteiger in die Pilzkunde bei gemeinsamen Exkursionen an, überraschte mal mit einem Mittagessen aus der Gulaschkanone, dachte mit, brachte Ideen bei der aktiven Forschung ein, überzeugte als Versorger und Grillmeister und verblüffte mit leckerem Zuckerapfelkuchen zum Kaffee, alternativ mit einem Windbeutel im Doppelpack. Besonders geschätzt von allen Beteiligten war bei verschiedenen Forschungsreisen in Frankreich und Italien, wo er sich als umsichtiger, ausdauernder und sicherer Fahrer hervortat. - Vielen Dank Jens!
Auf einem Kurs Trüffelsuche mit Hund bei Martin im Kulinarium in Carvoeiro starte Larissa Möller mit ihrem Hund Fashima ihre steile Hypogäen-Karriere, um sich alsbald der Sparte Trüffelanbau intensiver zu widmen. Ihre Aufnahme in die FGH folgte im April
2019 nicht über Trüffelsuche, sondern über die Pforte Trüffelanbau. Alsbald bewies sie im Umgang mit anderen Trüffelsuchteams Führungsbereitschaft und Führungswille. So übernahm sie gern die Leitung
der gerade gegründeten Trüffel-Gruppe Algarve in Portugal. Sie widmete sich insbesondere der Ermittlung, Kartierung und Beschreibung von Hypogäen einschließlich
der mikroskopischen Untersuchung und Bestimmung. Schwerpunkt war für sie die Zucht von Trüffeln mit dem Anbau verschiedener Arten auf eigenem Grundstück genauso, wie sie das bereits in ihrem
Aufnahmeantrag als Trüffelforschungsgarten ankündigte. Deutlicher Schwerpunkt allerdings war und ist die Erhaltung und das Voranbringen der Trüffel-Gruppe Algarve.
Mit Figo bekam Fashima Konkurrenz, Sucherfolge mehrten sich und mit diesem Knowhow konnte sie weitere Suchteams gewinnen und diese samt Hunde anleiten und ausbilden. Über die aktive Arbeit als Bürgerforscherin stellte sie nach und nach selbständig Kontakte zu portugiesischen, französischen, spanischen, italienischen und ungarischen Trüffel Experten her.
Diese persönlichen Kontakte und ihre Forschungsreisen in diese Länderführten schnell dazu, die durch die Trüffelschule erlangten theoretischen Kenntnisse und Fähigkeiten zu festigen und zu vertiefen.
Insbesondere gelang ihr mit ihrer Crew (nach einer Anlaufzeit der FGH von 12 Jahren) der Nachweis von Tuber aestivum an verschiedenen Stellen in der Algarve. Dazu gehören auch mittels DNA-Sequenzierung bestätigte Nachweise von sehr seltenen, zum Teil erst kürzlich beschriebenen Arten bis hin zu bislang noch unbekannten und
noch nicht publizierten Arten, die auf die Veröffentlichung durch befreundete Wissenschaftler warten. Damit hat sie bereits neuste portugiesische Hypogäen Geschichte geschrieben.
Darüber hinaus hat sie es verstanden ihr umfangreiches Wissen und Fähigkeiten einschließlich Motivation auf die Mitstreiter der Trüffel-Gruppe Algarve zu übertragen. Herzlichen Dank im Namen der FGH
und weiter so.